Die meisten Besucher vermuten, dass die Attraktion Abbenrodes hier bestimmt schon mehrere Jahrhunderte stünde. Dies ist nicht der Fall. Sie staunen deswegen zu erfahren, dass die Mühle zwar ein Alter von 225 Jahren habe, aber zunächst in der Nähe des Sternberger Teiches, am Ortsrande von Helmstedt, errichtet gewesen und erst im Jahre 1864 von dem Müller August Kräker nach Abbenrode "versetzt" sein soll.
Nach dessen Tode übernahm Heinrich Lutter die Müllerei; sein Monogramm lässt die Wetterfahne deutlich erkennen. Im Jahre 1891 erwarb der aus Hötensleben stammende und später im nahen Lelm ansässige Heinrich Röhl die Mühle, der Vater des letzten Müllers. Sieben Jahre später, am 19. Oktober 1898, wurde Erich Röhl geboren, der das Müllerhandwerk an der Seite seines Vaters von der Pike auf gründlich erlernte. Seit dem Ableben seines Vaters im Jahre 1931 betreute Erich Röhl - bis zu seinem Tode - seine Mühle mit nie erlahmender Fürsorge.
Im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts wurde die Lohn- und Tauschmüllerei abgelöst. Neue Erfindungen begünstigten den Aufbau von Großmühlen, wie etwa in Flechtorf, Lehndorf, Hedwigsburg, Ringelheim, Rüningen, Sickte oder Baddeckenstedt. Diese Firmen garantierten dem kritischen Verbraucher nicht nur eine bessere Mehlqualität, sondern ermöglichten auch eine weit höhere und dadurch gewinngünstigere Produktion.
Mit dieser Entwicklung begann das oft bedauerte Mühlensterben, das sich auch nicht aufhalten ließ, als die Müller anfingen, ihr nun recht schmal werdendes Einkommen durch den zusätzlichen Handel mit Kohlen, Kunstdünger, Futtermitteln und landwirtschaftlichem Gerät ein wenig aufzubessern.
Dennoch gelang es Vater Heinrich und Sohn Erich Röhl mit handwerklichem Können und ausgeprägtem Geschäftssinn, ihre Mühle in Abbenrode allen wechselvollen Zeitläufen zum Trotz als gute Erwerbsgrundlage zu halten. Hierzu hat wesentlich die ausgezeichnete Qualität des an den Elmhängen geernteten Weizens beigetragen, dessen Mehl mit seinem hohen Klebergehalt zur Herstellung feiner Backwaren von den Konditormeistern sehr geschätzt und allgemein bevorzugt wurde.
Nach einer früher geltenden Verordnung mussten alle durch den Wind betriebenen Triebwerke mindestens 136 Meter vom nächsten Fahrweg entfernt errichtet werden, damit die Pferde der Fuhrleute nicht scheuten.
Der Fuß oder Unterbau der Abbenroder Mühle ist seit 1932 durch eine achteckige Ummantelung aus Backsteinmauerwerk vor Wind und Wetter geschützt. Jener" Unterbau, der bei anderen Bockwindmühlen häufig frei liegt, ruht auf vier klotzigen Grundsteinen, zweckdienlich behauenen Quadern, die etwa zur Hälfte oder zu zwei Dritteln in das Erdreich eingelassen und fest zementiert sind.
Nach einer früher geltenden Verordnung mussten alle durch den Wind betriebenen Triebwerke mindestens 136 Meter vom nächsten Fahrweg entfernt errichtet werden, damit die Pferde der Fuhrleute nicht scheuten.
Der Fuß oder Unterbau der Abbenroder Mühle ist seit 1932 durch eine achteckige Ummantelung aus Backsteinmauerwerk vor Wind und Wetter geschützt. Jener" Unterbau, der bei anderen Bockwindmühlen häufig frei liegt, ruht auf vier klotzigen Grundsteinen, zweckdienlich behauenen Quadern, die etwa zur Hälfte oder zu zwei Dritteln in das Erdreich eingelassen und fest zementiert sind.
Auf diesem Steinfundament ist das Balkenkreuz oder die Mühlenschwelle, der sogenannte Gründer, verankert, der den schweren, senkrechten Hausbaum trägt. Nach Erich Röhls Auskunft stammt er von einer riesigen, alten Eiche aus dem Lappwald.
Dieser bis an das Obergeschoss der Mühle reichende Balken hat einen mittleren Durchmesser von siebzig Zentimetern, ist in seinem Unterstück vierkantig und im Innern der Mühle gefällig abgerundet. Da der Hausbaum die gesamte Einrichtung der Mühle zu tragen hat - die vier Mühlsteine wiegen allein fünfzig Doppelzentner -, und auch gegen Sturm ausreichend gesichert sein muss, wird er auf dem Gründer durch vier kräftige, kreuzförmig angebrachte Streben abgestützt.
Auf dem massigen Hausbaum liegt in etwa halber Mühlenhöhe ein ebenfalls starker, waagerecht und drehbar angebrachter Balken, der prägnant Mühlenhammer genannt wird. Diese technisch klug durchdachte Verbindung zwischen Hausbaum und Horizontalholz oder Hammer ermöglicht es dem Müller, das gesamte Mühlengebäude mittels des Mühlenschwanzes in den Wind zu drehen. Außerdem hält der Hammer an seinen Enden die wuchtigen, ebenfalls waagerechten Mehlleisten, anderen Ecken die Trachtständer oder Ecksäulen aufgerichtet sind. So wird auch dem Laien die Bedeutung des aus Gründer, Hausbaum, Hammer und Mehlleisten bestehenden Tragegerüstes einer jeden Bockwindmühle ohne große Schwierigkeiten verständlich.
Von den beiden Etagen oder Böden nimmt der obere das Getriebe der Mühle auf. Hier ist fast im Zentrum der Mahlgang (für die Mehlherstellung) mit dem fest montierten Unterstein und dem darauf rotierenden und in der Höhe verstellbaren Oberstein oder Läufer angebracht. Das Gewicht dieser aus Frankreich importierten Natursteine mit einem Durchmesser von 1,40 Meter, die bei allen Mahl- und Schrotgängen stets mit Steinen unterschiedlicher Härte kombiniert werden, beträgt 13 und 19 Doppelzentner, zusammen also 32 Doppelzentner.
Daneben liegt der Schrotgang (für die Futterschrotherstellung) mit zwei aus Hildesheim stammenden Kunststeinen (Durchmesser 1,10 Meter), die acht und zehn Doppelzentner, zusammen also 18 Doppelzentner wiegen.
Beide Arbeitsgänge, die zum Schutz von hölzernen Bütten umgeben sind, werden durch Zahnräder angetrieben, die geschickt mit der Flügelwelle verbunden sind.
Die wegen der gefährlichen Stauwinde schiefwinklig eingebaute Welle ruht übrigens in den meisten Bockwindmühlen in der passend ausgehauenen Nute einer steinernen Führung. Als solche Lager für die schwere Mühlenwelle dienten die aus ölhaltigem Material hergestellten Katzensteine, die früher mühsam aus dem Gebiet des südlichen Harzvorlandes herbeigeschafft werden mussten.
Diese Katzensteine waren so geformt, dass sie der - in Abbenrode noch aus Eichenholz gefertigten - Mühlenwelle auch bei starken Sturmböen ausreichenden Spielraum boten, um auch heftigem Winddruck noch ausweichen zu können.
Außer jenen beiden Mahlgängen hatte Heinrich Röhl bereits im Jahre 1904 einen zusätzlichen, modernen Walzenstuhl eingebaut, so dass hier auf engstem Raum die denkbar größte Arbeitsleistung erzielt werden konnte.
Unter dem Mahlgang befand sich früher in einem Holzgehäuse der Beutelkiste ein drehbarer Sechskantzylinder, dessen Mantelflächen mit feinem Seidengewebe bespannt waren. In diesem Behälter erfolgte das Absichten, das Sieben des Mehls, das sich im unteren Kastengehäuse häufte und mit einer Krücke in den Sammelbottich geschoben wurde.
Auch der Sackaufzug, eine Art Miniaturfahrstuhl, kann mit der Mechanik der Flügelwelle verbunden werden und erleichtert durch den Transport der Korn- und Schrotsäcke die Arbeit des Müllermeisters erheblich. An der Mühle hängen außen eine einfache Seilwinde, eine Leiter mit einem verdeckten Eingang, dem Müllerstübchen, und - dem Flügelrad gegenüber - der durch Windpfähle und das Stützholz mit der Eisenwinde gesicherte Mühlenstert oder -schwanz, mit dem die Mühle in den Wind gedreht wird. Daneben ist der Stert als wichtiges Gegengewicht zum schweren Flügelwerk an der Stirnseite anzusehen.
Vom Müllermeister erfuhren die Besucher, dass die Flügel der Mühle noch zu Lebzeiten seines Vaters, im Jahre 1902, mit Windsegeln bezogen waren, die dem Wind einen idealen Widerstand boten.
Seit Jahrzehnten jedoch sind Flügel unserer Mühle mit je zwei Reihen unterschiedlich langer Jalousien, beweglichen Holzbrettchen oder Klappen versehen, die sich automatisch in die zum Wind günstigste Position drehen oder auch vom Müller je nach Windstärke und - richtung mit einer Zugstange eingestellt werden können.
Durch diese Einrichtung lässt sich außerdem die Umlaufgeschwindigkeit des Flügelrades mühelos regulieren. Die hier nur vereinfacht skizzierte, aber stets wohl durchdachte Konstruktion des Balkenwerkes aus schwerem Eichenholz war bei jeder Bockwindmühle wichtig, da bis heute keine öffentliche Versicherung bereit ist, Windmühlen unter vertretbaren Bedingungen gegen Sturmschäden zu versichern.
Weiterhin lässt der aus gewöhnlichen Schalbrettern gefertigte Mühlenkasten, das Mühlenhaus, in keinem Falle erkennen, dass sich hinter ihm eine komplizierte Räder-, Getriebe und Schaltapparatur verbirgt, ein wahres Wunderwerk der Technik auf kleinstem Raum.
Hierbei ist zu erwähnen, dass auch die Abbenroder Mühle dem schweren Herbststurm am 13. November 1972 ihren Tribut zollen musste. Trotz aller Vorkehrungen zerstörte eine Orkanböe das Mühleisen (Getriebeteil) und die Kämme (Zähne) des Mahlganges.
Der Ersatz dieser aus abgelagertem Weißbuchenholz in sorgfältiger Handwerksarbeit hergestellten Werkstücke kostete viel Zeit und Geld. Da bei einer bereits früheren Sicherung des angebrochenen Mühlenhammers die oben schon erwähnte Beutelkiste, das Sicht- oder Siebwerk, entfernt werden musste, ist in unserer Mühle der Mahlgang zweckentfremdet nur zum Schroten einzusetzen.
So ist zu verstehen, dass in der Abbenroder Bockwindmühle trotz ihrer nahezu vollständigen und betriebsfähigen Ausstattung seither lediglich Futterschrot gewonnen werden kann (Schrot = grob gemahlene Getreidekörner mit Schalen und Außenschichten und den darin enthaltenen wertvollen Eiweißstoffen, Vitaminen, Spurenelementen und Stärke).
Die Herstellung des begehrten weißen Haushalts- und Backmehls ist in der alten Mühle nicht mehr möglich (Mehl = gereinigtes Mahlgut ohne die lebenswichtigen Bestandteile der Kleie).
Die großen Mühlsteine. zwischen denen das Getreide geschrotet oder gemahlen wird, kamen früher aus den Steinbrüchen von Deister und Süntel.